Sunday, December 30, 2012

Was lange währt...

So, mit 24 Stunden Verspätung habe ich es dann gestern endlich
nach Hause geschafft.
Mein eigentlicher Abflug war am 28.12. geplant.
Ich kam am Morgen zum Flughafen und bekam sogar ein Upgrade
in die erste Klasse, wo man sich mittlerweile sogar wie auf einem
Bett hinlegen und den Flug durchschlafen kann.
Noch dazu bekommt man eine Einladung in die Business Lounge,
wo man sich nochmal stärken kann mit Frühstück.
Da gibt es alles, was das Herz begehrt:
Brötchen, Kaffee, Säfte, Aufschnitt usw und alles kostenlos.
Das habe ich natürlich auch noch schnell in Anspruch genommen.

Um 9:15 fingen wir dann an, einzusteigen.
Ich machte es mir auf meinem Sitz bequem, nahm die Decke und
das Kopfkissen und legte alles bereit.
Es gab sogar ein kleines Fach in Bodennähe, wo man seine Schuhe
verstauen konnte.
Auf dem Sitz lag auch noch ein Headset und eine kleine Kulturtasche.
Darin waren Schlafmaske, Socken und ein paar Artikel für eine
kurze Katzenwäsche enthalten (Zahnbürste, Zahncreme, Lotion etc)
Die Flugbegleiter gingen durch die Kabine und verteilten Zeitungen.
Einer bot Orangensaft, Champagner oder einen Mix aus beiden an.
Der Dritte händigte jedem Gast ein Menü aus, wo man sich für
das Mittagessen entscheiden konnte.
Das Weinmenü alleine war über zwei Seiten verteilt.
Ich entschied mit fuer die Rinderlende mit Rotkohl und einer Rotwein-
Sauce.

Endlich war es soweit. Alle an Bord und das Flugzeug wurde vom
Bodenpersonal vom Flugsteig weggeschoben.
Wir konnten die Triebwerke anlaufen hören und ruckelnd setzten
wir uns dann in Bewegung mit Kurs auf die Startbahn.
Vorbei an einer vierstrahligen Antonov, die auf der anderen Seite
parkte ging es auf den Rollweg und kurz vor der Rollbahn hielten
wir nochmals kurz an, wir brauchten wohl noch die Freigabe
vom Tower, um abfliegen zu dürfen.
Einige andere kleinere Flieger fuhren an uns vorbei und starteten.
Div. Lufthansa Airbus 319 und kleinere Boeings.
Wir standen immer noch da und warteten.
Möglicherweise hatten wir für den Flugplan noch keine Freigabe
und es dauerte noch etwas.
Ich bemerkte aber dann, dass immer wieder diverse Systeme
von den Piloten aus- und wieder eingeschaltet wurden.
Das kam mir dann doch etwas merkwürdig vor und ich hatte schon
einen leisen Verdacht, dass es ein Problem geben könnte.
Nach weiteren Versuchen des Neustartens kam der Pilot über die
Lautsprecher-Anlage und bestätigte meinen Verdacht.
Es gab ein Problem mit einem Heizsystem und ohne das geht nix.
Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Kabinenheizung fehlerhaft
arbeitete, also musste es etwas mit der Sensorik des Flugzeuges
zu tun haben.
Ich erinnerte mich, dass nach dem Absturz von Air France 447
über dem Atlantik die Regeln fuer kritische Systeme verschärft wurden.
Wenige Minuten später bestätigte sich auch die Annahme.
Ein Heizsystem fuer ein Pitot-Rohr war defekt.
Das Pitot-Rohr ist ein Lufteinlass aussen am Flugzeug, wo der Fahrt-
wind direkt reinbläst, wenn sich das Flugzeug bewegt.
Der Druckanstieg im Inneren des Rohres ist proportional zur
Fahrtgeschwindigkeit.
Da wir aber auf 12000m mit -50C Temperaturen konfrontiert werden,
könnte es sein, dass dieses Rohr zufriert und dem Autopiloten und
sämtlichen anderen Systemen (u.a. den Sicherheits-Systemen)
falsche Angaben liefert bzw. keine, was zu einer Umkehr des Fluges
hätte führen müssen.
Der Verdacht beim Absturz des Air France 447 damals war ebenfalls
ein eingefrorenes Pitot-System.
Also trotz drei funktionierenden Systemen und nur eins kaputt
bedeutete dies immernoch ein "no-go" und wir mussten umdrehen.

Zurück auf der Rampe vorm Terminal kam das Wartungspersonal
an Bord um den Fehler zu suchen und hoffentlich schnell zu beheben.
Es hätte ein Sensor, ein Steuergerät sein können
oder das Heizelement selber. In letzterem Falle würde es in Düsseldorf
allerdings kein Ersatzteil geben, auch nicht bei den anderen Airlines.
Da in dem Fall das ganze Pitot-Rohr getauscht werden muss,
würde die Reparatur die ganze Nacht dauern, da es nicht nur ein-
geschraubt wird, sondern auch eingeklebt um eine Dichtung zu bilden.
Busse wurden ans Flugzeug herangefahren und wir wurden zurück
ins Terminal gekarrt, wo man uns nochmals ein wenig warten liess.
Viele Passagiere hatten keine Ahnung, was denn jetzt los war.
Einige waren direkt erbost über die Tatsache, das so etwas nicht
bereits am Flugsteig überprüft wird, während das Flugzeug dort steht.
Ich sprach mit einigen und erklärte, dass gewisse Systeme nur mit
laufenden Triebwerken überprüft werden können und dass
diese auch nur an bestimmten Stellen in der Checkliste drankommen.

Ca. 30 Minuten später kam dann die Hiobs-Botschaft, das ganze
Pitot-Rohr muss raus und das Ersatzteil muss aus Amsterdam ein-
geflogen werden.
Klasse.
Viele Leute fuhren wieder nach Hause, andere mussten in Hotels
untergebracht werden.
Ich nahm mir einfach wieder ein Mietauto und fuhr zurück nach
Meppen um doch noch einmal einen Glühwein auf dem Weihnachts-
markt geniessen zu können.

Am nächsten morgen also die gleiche Tour nochmal.
Um 5:30 fuhr ich ab Meppen ab und kam gegen kurz nach 7 am
Flughafen an, gab das vollgetankte Auto ab und ging zum Check-in.
Dort sagte man mir, dass ich mein Upgrade in die erste Klasse
verloren hätte, da am Tag vorher das Flugzeug voll gewesen wäre.
Nach dem Ausfall sind aber einige Geschäftsleute anderweitig
in die USA geflogen und daher würden in der Economy-Klasse
keine Sitze benötig und daher verlor ich mein Upgrade.
Ich hatte wohlweisslich am Abend vorher mir noch einen
der sog. EconomyComfort-Sitze an einem Notausgang gesichert,
denn ich wollte kein Risiko eingehen, zu Recht, wie sich herausstellte.
Es war nichts zu machen, ich konnte nichtmal ein Upgrade kaufen.
Aber der Platz war gut, der Sitz war in der zweiten Notausgangs-
Reihe und daher konnte man die Sitze zurücklehnen.
In der ersten Reihe an einem Notausgang geht sowas nämlich nicht.

Der Flug verlief gut, ich hab viel geschlafen und etwas überpünktlich,
wenn auch 24 Stunden später als geplant, landeten wir in Atlanta.
Der Rest war nur noch Formsache.
Ich traf auf ein Paar aus Köln, die erstmal in Atlanta ein Hotel hatten
und dann mit dem Mietauto Richtung Florida wollten.
Denen half ich noch schnell, den rechten Weg zu den Mietautos zu finden.
Auch das Hotel kannte ich, weil ich jedes Mal, wenn ich vom Flughafen
nach Hause fahre, dran vorbeikommen und erklärte ihnen den Weg
dorthin.

Soweit meine Odyssee, aber so schlimm fand ich es auch nicht.
Vor allem, weil ich noch einen Tag länger mit Freunden und Familie hatte.

Munter bleiben

2 comments:

Hubert Wekenborg said...

Hi Jörg,
ich habe gerade deinen Bericht über deinen Rückflug gelesen. Ist natürlich schade wegen des Upgrades, aber lieber als Economy heil ankommen als als First Class abschmieren! in diesem Sinne alles Gute für 2013. Hubert

Joerg said...

Das stimmt wohl. Hab am Notausgang gesessen, da war dann auch ordentlich Platz, also am Ende doch alles Gut...:)

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